Was bedeutet eigentlich Resilienz?

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… und warum ist sie so wichtig?

Das Konstrukt der Resilienz hat in den letzten Jahren immer mehr Bekanntheit erreicht und neben der Entwicklung von individueller Resilienz rückt für viele Unternehmen mittlerweile auch das Gebiet der organisationalen Resilienz in den Fokus.

In diesem Beitrag soll es um die individuelle Resilienz gehen. Jede*r von uns verfügt bereits in einem bestimmten Umfang über sie. Vor allem kann sie aber durch konkrete Methoden aufgebaut und gefestigt werden.

Was versteht man unter individueller Resilienz?

Für das Konstrukt der Resilienz gibt es keine allgemeingültige Definition. Die folgenden drei Definitionen bzw. Erläuterungen, was man unter Resilienz verstehen kann, ergeben meiner Meinung nach ein sehr vollständiges Bild:

„Resilienz ist die Aufrechterhaltung, bzw. schnelle Wiederherstellung psychischer Gesundheit während oder nach Widrigkeiten.“
Raffael Kalisch: Der resiliente Mensch

„Resiliente Menschen haben im Umgang mit Stressoren, Druck und Belastungen ein besseres Coping (Bewältigung), das sich im Krisenverlauf oder bei der Erholung von der Krise oder in Kombination von beidem zeigt.“
Jutta Heller, Resilienz für die VUCA-Welt

„Unter Resilienz wird die Fähigkeit von Menschen verstanden, Krisen im Lebenszyklus unter Rückgriff auf persönliche und sozial vermittelte Ressourcen zu meistern und als Anlass für Entwicklung zu nutzen.“
Rosmarie Welter-Enderlin & Bruno Hildebrand: Resilienz. Gedeihen trotz widriger Umstände

Trotz widriger Umstände blühen und gedeihen: Das bedeutet Resilienz.

Der Begriff Resilienz leitet sich vom lateinischen Verb resilire ab, das so viel wie zurückspringen oder abprallen bedeutet. „Resilient“ als Eigenschaft wurde zunächst primär in der Materialkunde verwendet und dort für Stoffe, die auch nach extremer Spannung wieder in ihren Ursprungszustand zurückkehren, wie etwa Gummi.

Übertragen auf den Menschen könnte man also sagen, dass resiliente Menschen auch unter großem äußeren Druck und Faktoren, die an ihnen ziehen, sie selber bleiben oder zumindest nach der Druckphase zu sich zurückkehren.

Warum ist Resilienz eine so wichtige Eigenschaft?

Schaut man sich die Definitionen von Resilienz an, so gehen mir direkt Gedanken durch den Kopf wie:
„Ja stimmt, das zu können, ist heutzutage sicherlich sehr nützlich.“

Aber warum hat Resilienz so an Bedeutung erlangt? Warum hat diese Eigenschaft heute so viel mehr Relevanz als noch vor 50 Jahren? Schließlich gab es da auch schon Krisen und schwierige Phasen im Leben eines jeden Menschen.

Und natürlich: Resilient zu sein, widerstandsfähig, stabil und gleichzeitig flexibel gegenüber äußeren Einflüssen – das war schon immer eine sehr hilfreich.

Aber als entscheidender Faktor kommt hinzu, dass unsere Welt heute nicht mehr die gleiche ist wie noch vor 50 Jahren. Vielleicht hast du den Begriff VUCA schon einmal gehört. Die Abkürzung steht für: Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity (zu deutsch: Volatilität (=Schwankungen unterworfen), Ungewissheit, Komplexität und Ambiguität (Mehrdeutigkeit)). VUCA umschreibt, wie sich unsere tägliche Realität darstellt. Liest man diese Schlagworte, so wird sofort deutlich, warum Resilienz uns dabei hilft, gesund und stabil durch unsere Welt mit ihren vielen Herausforderungen zu navigieren.

Ich will resilienter werden – wo setze ich konkret an?

Resilienz setzt sich zusammen aus sogenannten Kompetenzfeldern. Auch hier gibt es wie bei den Definitionen von Resilienz verschiedene Modelle. Ich berufe mich mit den „7 Säulen der Resilienz“ auf das Ursprungsmodell der Psychologin Ursula Nuber, da viele andere, neuere Modelle oft im 7-Säulen-Modell aufgehen oder andere Begrifflichkeiten für ähnliche Kompetenzen nutzen.

Die 7 Säulen der Resilienz lauten:

  • Optimismus
  • Akzeptanz
  • Lösungsorientierung
  • Opferrolle verlassen // Ich persönlich finde den Begriff „Gestaltungswille“ motivierender und genau das meint das Kompetenzfeld „Opferrolle verlassen“ auch
  • Verantwortung übernehmen
  • Netzwerkorientierung
  • Zukunftsplanung

Ich finde: Wenn man darüber nachdenkt, welche konkreten Verhaltensweisen diese Kompetenzfelder beinhalten könnten, gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht. Die schlechte zuerst:  

Das Ausbilden dieser Kompetenzen ist nie abgeschlossen.  
Zum Beispiel: Eine Situation, die du nicht verändern kannst, ohne Widerstand hinzunehmen und einen Umgang damit zu finden (Akzeptanz) wird dir manchmal leicht fallen und manchmal schwer – je nachdem, wer noch involviert ist, was es für Auswirkungen auf dich oder deine Liebsten hat usw. Du kannst Resilienz also nicht einmal erlernen und dann bist du es.

Und die gute Nachricht?

Das Ausbilden dieser Kompetenzen ist nie abgeschlossen.  
Richtig gehört: Das ist eine gute Nachricht! Denn egal wann, du kannst immer damit beginnen, deine Resilienz zu stärken und auszubauen, indem du resiliente Verhaltensweisen „trainierst“. Bei Resilienz geht es im Großen und Ganzen um eine Haltung. Und Haltungen kannst du dir aneignen – klar, das ist ein Prozess und oft ein lebenslanger. Aber es ist nie zu spät, damit zu beginnen und es wird mit der Zeit immer leichter. Denn bestimmte Haltungen und damit verbundene Verhaltensweisen können wie Muskeln auch trainiert werden. Und aus dem Sport kennst du es: Wenn du einmal den Anfang gemacht hast, wird es leichter.

Wie genau du den Anfang machen kannst, dazu gebe ich dir erste Impulse in einem späteren Artikel auf diesem Blog.  

Vielleicht möchtest du das Thema aber auch in ein persönliches Coaching mitbringen? Oder mit deinem Team ein Resilienztraining buchen? Oder das Ganze direkt auf organisationaler Ebene angehen?

Es gibt so viele Möglichkeiten – ich bin gespannt, welche du wählst 😊

Du möchtest zu einem meiner Themen mit mir in den Austausch kommen? Dann schreib mir gern eine Mail an hallo@gutes-arbeiten.de. Ich freu mich, von dir zu hören!

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